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Tofu statt Steak: vegetarische & vegane Ernährung bei Rheuma

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Dr. Gabriela Eichbauer-Sturm

Immer mehr Menschen entscheiden sich, auf Fleisch oder tierische Produkte zu verzichten. Doch ist es für Menschen mit Rheuma empfehlenswert, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren? Und was gilt es dabei zu beachten? Die Rheumatologin Dr. Eichbauer-Sturm hat uns die wichtigsten Fragen dazu beantwortet.

Wie Menschen mit Rheuma ihre Ernährung generell gesund gestalten können, hat uns Dr. Eichbauer-Sturm bereits in diesem Artikel verraten. Sie empfiehlt darin bei Rheuma eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung. Denn pflanzliche Lebensmittel enthalten neben wertvollen Vitaminen auch sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend wirken können.

Laut der Rheumatologin finden aber auch tierische Produkte generell Platz in einer gesunden Ernährung bei Rheuma, solange sie in Maßen verzehrt werden. Denn tierische Produkte sind nicht nur eine gute Eiweißquelle, sondern können etwa auch dabei helfen, den Bedarf an Kalzium und Vitamin B12 zu decken. Doch was muss man speziell beachten, wenn man darauf verzichtet und sich vegetarisch oder vegan ernähren möchte?

Pflanzliche Kost – vegetarisch und vegan essen bei Rheuma

Bei der vegetarischen Ernährung wird zwar auf Fleisch und Fisch verzichtet, aber tierische Produkte wie Eier und Milchprodukte stehen weiter auf dem Speiseplan. Diese Art der Ernährung ist, wenn sie richtig umgesetzt wird, laut Dr. Eichbauer-Sturm für Menschen mit Rheuma durchaus positiv zu bewerten. Natürlich ist aber nicht jede vegetarische Ernährung automatisch gesund, denn in der pflanzlichen Ernährung gibt es ebenso reichlich ungesunde Fertigprodukte. Auch hier gelten also die allgemeinen Grundsätze einer gesunden Ernährung, wie: Kaufen Sie möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel ein – beispielsweise Gemüse, Obst oder Vollkorngetreide. Kochen Sie wenn möglich lieber selbst und greifen Sie statt auf Weißmehl- eher auf Vollkornprodukte zurück.

Bei einer veganen Ernährung wird komplett auf tierische Produkte verzichtet. „Vegane Kost erfordert viel Wissen und Disziplin. Denn wenn man sich nicht gut mit den Nährstoffen der verschiedenen Lebensmittel auskennt, kann das leicht zu einer Mangelernährung führen, da man sehr viele Lebensmittel ausschließt“, gibt die Rheumatologin zu bedenken. Besonders wichtig ist es laut Dr. Eichbauer-Sturm, darauf zu achten, den Bedarf an Kalzium, Eisen und Vitamin B12 ausreichend zu decken. VeganerInnen sollten die Zusammensetzung ihres Speiseplanes genau planen, um mit allen nötigen Nährstoffen gut versorgt zu sein, meint die Ärztin. Hier kann man sich auch professionelle Hilfe holen, indem man etwa DiätologInnen zu Rate zieht.

Starke Knochen durch genügend Kalzium

Da Menschen mit Rheuma ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben, ist es für sie besonders essentiell, genügend Kalzium aufzunehmen. Unser täglicher Bedarf von einem Gramm Kalzium ist mit einer rein pflanzlichen Ernährung nicht so einfach zu decken, weiß die Rheumatologin. Milchprodukte sind hingegen für VegetarierInnen sehr gute Kalzium-Lieferanten – besonders harte Käsesorten wie Parmesan. „Ich empfehle, täglich circa drei Portionen Milchprodukte in den Speiseplan einzubauen. Eine Portion entspricht etwa einem Achtelliter Milch oder Joghurt beziehungsweise circa 50 Gramm Käse“, so Dr. Eichbauer-Sturm.

Da VeganerInnen auf Milchprodukte verzichten, sollten sie verstärkt darauf achten, besonders viele kalziumreiche pflanzliche Lebensmittel zu sich zu nehmen, meint die Ärztin: zum Beispiel Mandeln, Grünkohl, Feigen, Rucola und Petersilie.

Was Sie noch bei Ihrer Ernährung beachten können, um Ihre Knochen fit zu halten und welche weiteren Lebensmittel besonders gute Kalzium-Lieferanten sind, können Sie in diesem Artikel nachlesen. Für VegetarierInnen gibt’s dort auch ein leckeres Rezept für eine kalziumreiche Mohntorte.

Kritisch bei VeganerInnen – Vitamin B12

Auch die B-Vitamine sind besonders wichtig für Menschen mit Rheuma, so Dr. Eichbauer-Sturm. Solange die Ernährungsweise tierische Produkte beinhaltet, ist der Bedarf an B-Vitaminen durch eine ausgewogene Ernährung leicht zu decken, meint sie. Für VegetarierInnen sind daher Milch und Eier gute Vitamin B12-Quellen.

VeganerInnen müssen allerdings speziell darauf achten, genügend Vitamin B12 zu sich zu nehmen, da dieses hauptsächlich in tierischen Produkten enthalten ist. „Für VeganerInnen ist es leider meist nicht möglich den Vitamin B12-Bedarf über die Ernährung zu decken“, meint Dr. Eichbauer-Sturm. Hier lohne es sich daher, mit seinem Arzt zu beraten, ob man das Vitamin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zusetzt.

Auf das richtige Fett setzen

Dr Eichbauer-Sturm rät Menschen mit Rheuma generell, mehr zu pflanzlichen Ölen statt zu tierischen Fetten zu greifen. Dabei sei es besonders wichtig für Menschen mit Rheuma, genügend Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen, da diese Entzündungen entgegenwirken können.

Einige pflanzliche Öle sind eine gute Omega-3-Fettsäure-Quelle für VegeratierInnen und VeganerInnen. „Viele Leute essen keinen Fisch, aber wenn man täglich ein qualitativ hochwertiges Leinöl oder Weizenkeimöl zu sich nimmt, kann man auch so den Omega-3-Bedarf decken“, meint Dr. Eichbauer-Sturm. Auch Walnuss- und Rapsöl sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Dr. Eichbauer-Sturm rät, diese Öle möglichst täglich in den Speiseplan zu integrieren und möglichst wenig zu erhitzen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Neben diesen Ölen liefern auch Nüsse viele wichtige Omega-3-Fettsäuren.

Kennen Sie Ihren Eisenwert?

Bei einer vegetarischen und veganen Ernährung sollte man zusätzlich darauf achten, genügend Eisen aufzunehmen, so die Ärztin. Viel Eisen ist etwa in Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide enthalten – daher rät sie, diese Lebensmittel besonders häufig in den Speiseplan zu integrieren. Oft reicht das aber dennoch nicht aus: Denn „pflanzliches Eisen wird wesentlich schlechter aufgenommen als tierisches Eisen, das etwa in Fleisch enthalten ist“, so Eichbauer-Sturm. Um sicherzugehen, kann man beim Arzt den Eisenwert im Blut bestimmen lassen.

Tipp der Expertin: Essen Sie zu Ihren Hülsenfrüchten Vitamin-C-reiche Lebensmittel wie Beeren, Paprika, Brokkoli oder Kohl. Denn so kann die Eisenaufnahme verbessert werden. Verzichten Sie beim Essen dafür auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder schwarzen Tee, die die Eisenaufnahme hemmen.

Vergessen Sie nicht auf Jod

Jod ist ein weiteres wichtiges Spurenelement, bei dem man bei einer pflanzlichen Ernährung speziell darauf achten sollte, den Bedarf ausreichend zu decken. Während tierische Produkte meist mehr Jod enthalten, steckt in unseren heimischen pflanzlichen Lebensmitteln meist nur wenig Jod. So kommt es gerade bei VeganerInnen schnell zu einem Jodmangel, weiß Dr. Eichbauer-Sturm. Sie empfiehlt daher, jodiertes Speisesalz zu verwenden, um den Bedarf zu decken.

Eiweiß – tierisch oder pflanzlich?

Gerade für Menschen mit Rheuma ist es besonders wichtig, genügend Eiweiß in die Ernährung einzubauen, meint die Rheumatologin. Eier und Milchprodukte können gute Eiweißquellen für VegetarierInnen sein. Es gibt auch pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen Eiweißgehalt. Aber „die Problematik ist, dass das tierische Eiweiß vom Körper wesentlich besser aufgenommen wird als das pflanzliche“, so Dr. Eichbauer-Sturm. Umso wichtiger ist es also, reichlich pflanzliche Eiweißquellen in den Speiseplan einzubauen, wenn man sich vegetarisch oder vegan ernährt.

Viel pflanzliches Eiweiß ist zum Beispiel in Hülsenfrüchten wie Linsen und Bohnen oder Sojaprodukten wie Tofu enthalten. Mit Sojaprodukten sollte man es aber nicht übertreiben, da darin Stoffe enthalten sind, die sich eventuell auf unser Hormonsystem auswirken könnten, so Dr. Eichbauer-Sturm. Auch Nüsse und Samen sowie Spinat und Haferflocken liefern beispielsweise viel Eiweiß. Am Ende des Artikels finden Sie die besten pflanzlichen Eiweißquellen auf einen Blick.

Tipp der Expertin: Verträgt man Hülsenfrüchte nicht so gut, kann es helfen, regelmäßig mit kleinen Portionen zu beginnen. So gewöhnt sich der Körper leichter daran. Hier finden Sie ein schmackhaftes Rezept für eine vegane Bohnensuppe.


Gute pflanzliche Eiweißquellen:


Hülsenfrüchte:

      • Linsen
      • Bohnen
      • Kichererbsen
      • Erbsen
      • Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh, Seitan,…

Manche Gemüsesorten:

      • Brokkoli
      • Spinat

Manche Getreidesorten:

      • Haferflocken
      • Haferkleie
      • Amaranth
      • Quinoa

Nüsse:

      • Erdnüsse
      • Mandeln
      • Cashewnüsse

Samen:

      • Hanfsamen
      • Kürbiskerne
      • Sonnenblumenkerne
      • Leinsamen
      • Chia-Samen


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Titelbild: © aamulya / AdobeStock


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